Im Vorfeld hatte ich mir viele Gedanken gemacht z. B. zu den Themen Moskitonetz, Moskitospray, Schlafsack, Sonnenenergieladegerät für mein Telefon, welche Kleidung oder auch Geschenke nehme ich mit.
Mein Ehemann Karsten Schulz hat mich zum Flughafen Zaventem nach Brüssel gefahren und nach dem check in war ich dann alleine und mir war schon ein wenig mulmig denn die restliche Gruppe flog von München nach Brüssel. Wir haben uns erst beim Einstieg in den Flieger nach Banjul getroffen. Auf dem Flug gab es dann genügend Zeit für ein erstes kennen lernen.
Am Kofferband in Banjul war es eng und heiß, meine Koffer kamen zuletzt. In diesem ganzen Durcheinander musste ich mein Gepäck dann noch hoch auf einen Tisch heben zum Durchleuchten und später meine Kofferabschnitte vom check in von Brüssel zeigen, dann wurde nochmals mein Pass kontrolliert. Und auf einmal stehe ich ganz alleine zwischen all den schwarzen Menschen, denn meine Gruppe ist schon im Bus und wäre fast ohne mich gefahren.
Es ist schon dunkel und während der Fahrt zum Hotel bin ich nachdenklich. Links und rechts staubiger, sandiger Boden. Es herrscht ein buntes Durcheinander, viele Menschen sind auf den Straßen, es wird an Autos geschraubt, alles mögliche wird verkauft: Holzkohle, Fleisch, Obst, Saft. So viel Armut, wo soll die Hilfe hier anfangen, lohnt das überhaupt? Wir erreichen unser Hotel Coral Beach. Ich tausche noch Geld, verzichte auf ein Abendessen und falle müde in mein Bett.
Am Palmsonntag besuchen wir morgens einen Gottesdienst. In der Kirche herrscht ein fröhliches Miteinander. Man übergibt uns direkt ein Gesangbuch mit aufgeschlagener Seite zum Mitsingen. Es herrscht eine wunderbare, fröhliche Stimmung, ein Gospelchor singt. Wir werden direkt zum Abendmahl eingeladen. Vor der Kirche gab es anschließend ein fröhliches „get together“.
Wir fahren weiter zum Albert Market. Für den Verein werden einige Holzschnitzereien eingekauft, die auf den Weihnachtsmärkten gegen eine Spende abgegeben werden. Und wir kaufen Stoff, unsere Schneiderei vor Ort näht uns Kleidung für die Einweihungsfeier der Landwirtschaftsschule in Sintet. Abends fahren wir zum Essen in’s Touristenviertel.
Montags Morgens gehen wir zu Fuß zu unserer Schule in Brufut. Dort findet heute eine große Welcome Feier für uns statt. Wir hören die Kinder schon von weitem, es stehen mehr al 600 von ihnen sowie ca. 30 Lehrer, Köchinnen und Nachtwächter am Schultor Spalier und singen „Welcome, welcome in your school …“. Das war ein sehr bewegender Moment für uns alle.
Ein tolles Programm wird uns geboten. Trommelmusik, Tanz, Gesang, Schülerinnen beten und singen für uns. Die Kinder fassen Vertrauen, fragen nach meinem Namen, nehmen meine Arme und reiben an meiner Haut – aber es färbt nichts ab.
Wir gehen in die verschiedenen Klassenräume, schauen uns den Computerraum, den Kreativbungalow und den Gemüsegarten an. Auf einmal sehe ich auf dem Schulhof jemanden mit einem „Lifehacker Shirt“. Mein Mann hatte Ende 2013 einen Karton dieser Shirts gespendet. Ich erzähle dem jungen Mann davon, er fällt mir um den Hals und bedankt sich. Es ist der Lehrer Ebriama und Sie werden später noch öfter von ihm lesen.
Weiter geht es zu unserem Skillcenter in Brufut. An diesem Standort gibt es Friseur-, Schneider- und Schreinerauzubildende sowie unser Praktikantenhaus. Am Abend haben wir die Angestellten des Vereins zum gemeinsamen Abendessen eingeladen.
Am nächsten Morgen beginnt unsere Rundreise mit unserem Reiseleiter Ibrahim. Wir wandern durch den Abuko Nature Reserve, dort gibt es grüne Meerkatzen, ein Auffanglager für Hyänen usw. Wir halten in Brikama, machen einen Bummel über den Holzmarkt und schauen uns den Markt für Ziegen an. Zum Mittagessen fahren wir zum Makasutu Base Camp, es liegt direkt am Gambia River. Unterwegs sehen wir die ersten Cashewbäume.
Total verschwitzt von Sonnenmilch und Mückenschutz erreichen wir unser erstes Camp Bintang Bolong, wo wir heute übernachten. Die Hütten stehen auf Stelzen im Wasser, die Holzplanken wackeln und es gibt undefinierbare Geräusche von allen Seiten u. a. von den Schlammspringern. Für die Spülung der Toilette gibt es einen Eimer mit Wasser, aus der Dusche kommt kein Wasser, einen Spiegel gibt es nicht. Nach dem Essen abends im Dunkeln krieche ich mit meiner Taschenlampe in meinen eigenen Schlafsack. Von weitem höre ich Trommeln.
Wir genießen ein leckeres Frühstück in einer wunderschönen Umgebung direkt am Flußufer. Anschließend erhalten wir Besuch von Frauen aus dem naheliegenden Dorf Bintang. Wir übergeben ihnen einige Kartons mit diversen Spenden und werden dafür in ihr Dorf eingeladen. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg.
Weiterfahrt zu unserer nächsten Station. In der Tendaba Lodge gibt es eine funktionierende Dusche und zeitweise auch Strom. Wir machen eine Mangroventour und besuchen von hier aus unseren Standort in Sintet.
Morgens fahren wir mit unserem Bus zur Eröffnungsfeier der Landwirtschaftsschule nach Sintet. Vor dem Tor begrüßen wir respektvoll die Dorfältesten der umliegenden Dörfer. In der Schneiderei des Vereins wurden unsere Kleider für diese Feier genäht. Also ging es erst einmal zum Umkleiden. Anschließende folgte ein umfassendes Programm mit Reden, Gesang und Musik. Extra für diesen Tag wurde eine Kuh geschlachtet und die Frauen der umliegenden Dörfer haben für uns ein Essen vorbereitet. Zum Abend fand noch ein Fußballspiel statt. Esel und Kühe rennen einfach über’s Spielfeld. Bevor wir nach einem langen Tag wieder in unser Camp fahren, pflanzen wir noch die Bäumchen, die wir als Geschenk mitgebracht hatten.
Am Ostersonntag fahren wir nach dem Frühstück nach Soma zur Fähre um über den Gambia River nach Farafenni überzusetzen. Das bunte Treiben am Hafen war sehr lebhaft und ohne unseren Reiseführer Ibrahim hätten wir uns wohl eher nicht zurecht gefunden.
Weiter geht es entlang der Nordküste nach Juffureh/Albreda. Das Mittagessen fand im Kunta Kinte Restaurant statt. Ein Cora Spieler hat für uns gesungen.
Per Boot sind wir nach James Island gefahren. Hier wurde der Film Roots über Kunta Kinte gedreht. Unvorstellbar wie viele traurigen Schicksale es auf dieser Sklaveninsel gegeben haben muss.
Von Barra geht es mit der Fähre zurück nach Banjul. Unsere Rundreise neigt sich dem Ende entgegen.