Buchtipp – Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann

Afrika ist ein reiches Land, mit vielfältigen Kulturen, großen Ressourcen wie Bodenschätzen und ganz besonders den freundlichen Menschen. Obwohl viele in großer Armut leben, sind sie aufgeschlossen, voller Lebensfreude und lachen oft. Hierauf hatte ich eine Lehrerin an unserer Schule von Socialis for the Gambia angesprochen worauf sie meinte „sollen wir weinen, das hilft uns auch nicht satt zu werden“.

Der Buchtitel „Afrika wird arm regiert“ hatte mich fasziniert und der Inhalt nicht enttäuscht. Nachfolgend habe ich einige wenige Themen kurz dargestellt, die ich persönlich zu unserem Projekt „Socialis for the Gambia“ reflektiere.

Volker Seitz, Afrika wird arm regiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann

Der Autor des Buches, Volker Seitz, war 17 Jahre als deutscher Diplomat vor Ort in Afrika. Er weist darauf hin, dass er in seinem Buch ausschließlich seine persönliche Meinung schreibt. Er hatte die Möglichkeit, Ergebnisse von finanziellen Zuwendungen zu verfolgen und berichtet, dass oftmals Gelder beim „Stamme der Ma Benzi“ landeten und Korruption nicht geahndet wurde. Seiner Meinung nach hängt die Entwicklung und Zukunft eines Landes in hohem Maße von der schulischen Bildung ab. Und eine seiner Empfehlungen lautet, Gelder direkt z. B. in Bildung und Gesundheit zu investieren sowie Projekte auch zu begleiten und die Wirksamkeit zu prüfen.

Auch unsere Einrichtungen von Socialis for the Gambia unterstützen, in dem sie Hilfe zur Selbsthilfe durch Schul- und Ausbildung anbieten, seit 2017 auch in der Landwirtschaft. Hierüber schreibt Seitz, dass die Landwirtschaft stärker gefördert werden muss und zwar auch um die Infrastruktur wie Straßen, Lagerhäuser und Fabriken zur Weiterverarbeitung. Denn laut seiner Aussage erzielen Investitionen in die Landwirtschaft den höchsten Faktor beim Abbau der Armut.
Genau zu diesem Thema empfehle ich ihnen den Film „Der Junge, der den Wind einfing“. Ein gesonderter Artikel hierzu folgt.

Direkt am Anfang des Buches liest man das Zitat „Immer wieder finden sich Eskimos, die den Afrikanern sagen, was sie zu tun haben“(Stanislaw Jerzy Lec). Seitz möchte, dass man den Afrikanern ihre eigenen Ideen lässt. Sie sind erfinderisch, wenn es darum geht mit wenigen Mitteln zum Ziel zu gelangen. In meinem Tipp zu den Kurzfilmen „Digital Africa“ wird genau hierüber berichtet. Es werden Ideen vorgestellt, die ein Europäer niemals in Erwägung ziehe würde, weil das Leben in Afrika eben ganz andere Anforderungen stellt.

Passend zum Thema Digital Africa schreibt Seitz, dass „kleinere Leute durch Kleinkredite gefördert werden“ sollten. Kredite von 30 bis 250 Euro werden gewährt um ein eigenes Geschäft aufzubauen und somit eine eigene Einkommensquelle zu erschließen. Zu 97 % wird dies von Frauen genutzt, sie fühlen sich zu fast 99 % zur Rückzahlung verpflichtet.
Auch hier möchte ich auf unser Projekt Socialis for the Gambia verweisen. Die ausgebildeten Schneiderinnen erhalten nach Übergabe der Zertifikate für einen Start in die Selbstständigkeit eine Tretnähmaschine.

Seitz schreibt, dass den Afrikanern mehr Respekt entgegen gebracht werden soll. Hierzu merke ich an, dass wir die Arbeit der Mitarbeiter/innen vor Ort in den Einrichtungen von Socialis for the Gambia sehr schätzen. Wenn wir unsere Schule und die Ausbildungsstätten besuchen, werden alle respektvoll begrüßt. Während der letzten Reise haben wir z. B. unseren Schulköchinnen erzählt, dass wir zuhause Fotos von ihnen und ihren großen Töpfen mit Reis zeigen. Das hat sie sehr stolz gemacht.
In den Klassenzimmern unserer Schule hängen handgeschriebene Regeln an der Wand, auf deren Einhaltung unser Headmaster Mr. Jatta, achtet und die Kinder bei Nichtbeachtung darauf hinweist. In diesem Zusammenhang haben wir beobachtet, dass unsere Schüler/innen Mr. Jatta mit Respekt begegnen.

Gambia, Brufut, Schulküche mit unseren Köchinnen

Wir haben während unserer Reisen beobachtet, dass die Frauen sehr fleißig sind. Sie kümmern sich um die Kinder, sorgen für das Essen, arbeiten auf dem Feld, holen Wasser. Und Seitz schreibt, dass vor allem die Frauen gefördert werden sollten, denn sie hätten ein gutes Geschick beim Geschäfte machen, sie hätten eher den Blick für Machbares als für Wünsche.

Ich möchte diesen Bericht mit einem Zitat aus Seitz Buch beenden, in dem er Hillary Clinton’s Ende einer Rede vor der Afrikanischen Union von 2011 zitiert:
„Wenn alle afrikanischen Frauen, vom Kap bis Kairo, sich entschlössen, eine Woche nicht zu arbeiten, würde die gesamte Wirtschaft des Kontinents wie ein Kartenhaus zusammenfallen“.